Nicht nur Jobsuchende feilen an der Formulierung ihrer Bewerbung – auch Unternehmen überlegen sich ganz genau, wie sie sich und die zu besetzende Position in der Stellenanzeige präsentieren. Wer als Bewerber zwischen den Zeilen liest, kann der Annonce daher oft nützliche Zusatzinformationen entlocken: Welche Schlüsselkompetenzen wünscht sich der Arbeitgeber besonders? Ist mit Überstunden zu rechnen? Und wie ist es um das Arbeitsklima im Büro wirklich bestellt?
Es lohnt sich daher, Stellenausschreibungen aufmerksam zu analysieren und zu dekodieren. Wir verraten dir, auf welche Worte und Formulierungen du besonders achten solltest.
Bei der formalen Gestaltung von Stellenanzeigen hat sich ein weithin akzeptierter Standard entwickelt. Für Bewerber ist das von Vorteil: Informationen und Anforderungen werden ähnlich präsentiert, die Orientierung fällt schon auf den ersten Blick leicht. Auf bekannten Jobbörsen lässt sich dieses beliebte Muster jedenfalls in hundert- und tausendfacher Ausführung bewundern:
Dabei stoßen aufmerksame Bewerber natürlich häufig auf ähnliche Formulierungen und beliebte Buzzwords: Unternehmen sind selbstverständlich „erfolgreich“, „innovativ“, „international tätig“ oder alles gleichzeitig, während man sich „selbstständiges Arbeiten“ von dir wünscht und „modern eingerichtete Büros“ bietet. Lass dich von der Gleichförmigkeit jedoch nicht abschrecken. Denn zwischen den geläufigen PR-Formeln und dem geschminkten Marketing-Deutsch verstecken sich vielleicht wichtige Informationen, die du zu deinem Vorteil nutzen kannst. Dabei bringt jeder Themenbereich eigene Besonderheiten mit sich.
Die Selbstdarstellung des Arbeitgebers kann dir schon deutliche Hinweise darauf geben, womit du in deiner Bewerbung punkten kannst. Sie lässt nämlich einige Rückschlüsse auf die Unternehmens- und Kommunikationskultur zu, die sich hinter den mitunter blumigen Worten verbirgt.
Achte darauf, wie die Firma sich selbst charakterisiert und passe deine Bewerbung entsprechend an: Werden Rekordumsätze und erfolgreiche Standortvergrößerungen angepriesen? Dann sind bei der Bewerbung wohl Zahlen und Fakten gefragt. Du kannst im Anschreiben etwa darauf hinweisen, dass von dir betreute Projekte bei deinem vorherigen Arbeitgeber zu Umsatzsteigerungen führten. Betont ein örtliches Familienunternehmen hingegen Verbundenheit zur Region, dann kannst du vielleicht eher mit deinem sozialen Engagement im lokalen Sportverein oder in der Gemeinde punkten.
Wird in der Ausschreibung gesiezt oder geduzt? Achtet das Unternehmen bei seiner Produktion auf Nachhaltigkeit? Präsentiert sich die Firma familienfreundlich? Versuche herauszulesen, worauf es dem Unternehmen ankommt, welches Selbstbild gepflegt wird. Diese Informationen sind bei der Formulierung des Bewerbungsschreibens und des Lebenslaufs Gold wert, denn sie erlauben einen passgenauen Zuschnitt.
Generell gilt: Je präziser deine zukünftigen Aufgaben in der Stellenanzeige formuliert sind, desto besser. Eine hohe Transparenz spricht für klare Strukturen und für die Aufrichtigkeit des Arbeitgebers. Schwammige Formulierungen hingegen lassen den Bewerber (meist bewusst) im Dunkeln: „Erweiterung des Kundenstammes“ kann vieles bedeuten, von Klinkenputzen im Industriegebiet bis E-Mail-Korrespondenz am Schreibtisch. Die Formulierung „Telefonische Neukundenakquise (Kontakte werden bereitgestellt)“ lässt dagegen kaum Fragen offen. Ein geschärftes Anforderungsprofil erleichtert dir zudem die Bewerbung, weil du die gewünschten Fähigkeiten gezielt in der Bewerbung und im Vorstellungsgespräch herausheben kannst.
Entscheidend ist außerdem, mit welchen Verben deine zukünftige Tätigkeit näher umschrieben wird. Sie verdeutlichen nämlich in der Regel, welche Rolle du im Unternehmen auszufüllen hättest und wo du dich in der firmeninternen Hierarchie einordnen würdest.
Hier geht es um die sprichwörtliche Wurst, hier musst du liefern. Schließlich sucht das Unternehmen einen Mitarbeiter, der die gestellten Aufgaben souverän erledigen kann. Entscheidend ist also: Welche Qualifikationen hast du – und welche nicht? Überzeuge den Personaler mit deiner Bewerbung davon, dass du die geforderten Kenntnisse und Fähigkeiten mitbringst. Wer harte Fakten liefert, punktet. Der Fokus deines zukünftigen Arbeitgebers liegt bei der Mitarbeitersuche nämlich auf drei zentralen Punkten:
Deine Bewerbung sollte in diesen Bereichen also mit klaren Argumenten und belegbaren Qualifikationen überzeugen. Zeige dem Unternehmen, dass du die Voraussetzungen erfüllst.
Weniger Beachtung darfst du hingegen inflationär geforderten Eigenschaften schenken. Denn gefühlt wird in jeder Stellenausschreibung nach einem Bewerber gesucht, der „proaktiv“ handelt sowie „flexibel“ und „zuverlässig“ ist. Zum einen sind diese Eigenschaften schwierig nachzuweisen – jeder kann behaupten, sie zu haben. Zum anderen sind sie auf dem Arbeitsmarkt sowieso Grundvoraussetzung. Welcher Arbeitgeber stellt schon einen Mitarbeiter ein, den er für unzuverlässig, unflexibel und faul hält? Eben.
Natürlich wünscht sich jeder eine Arbeit, die ihm Spaß und Freude bereitet – und viele Menschen haben so einen Job auch gefunden. Aber wie schon der Volksmund weiß, ist das nur die halbe Miete, denn: nur von Luft und Liebe kann niemand leben. Essen, wohnen, reisen, das alles kostet. Landet am Ende des Monats also zu wenig Geld auf dem Konto, werden die meisten Menschen sich nach einer besser bezahlten Beschäftigung umsehen müssen.
Doch obwohl die Bezahlung für viele Arbeitnehmer ein, wenn nicht der entscheidende Faktor schlechthin bei der Berufswahl ist, halten Arbeitgeber konkrete Angaben gerne möglichst lange hinterm Berg – oft wird das Gehalt erst im Vorstellungsgespräch näher thematisiert. Im Internet findest du allerdings zahlreiche Kalkulatoren, mit denen du dein Gehalt, je nach Branche und Qualifikation, zumindest grob einschätzen kannst.
Einige Arbeitgeber fordern allerdings schon in der Stellenausschreibung explizit dazu auf, die Bewerbung samt einer Gehaltsvorstellung einzureichen. In diesem Fall solltest du taktisch vorgehen: Versuche nicht, dich mit einer vergleichsweise niedrigen Zahl anzubiedern und interessant zu machen. Du verkaufst dich damit nur unter Wert, rückst deine eigenen Fähigkeiten durch deine niedrigen Forderungen selbst in schlechtes Licht. Andererseits solltest du natürlich auch nicht zu hoch ins Regal greifen – Selbstüberschätzung kommt selten gut an.
Orientiere dich besser an Durchschnittsgehältern, die du für deine Position im Internet recherchieren kannst, und schlage ein wenig obendrauf. Hast du nämlich das Interesse des Arbeitgebers geweckt, wird er sich in der Regel dennoch bei dir melden. Vielleicht unternimmt er dann im Vorstellungsgespräch den Versuch, deine Gehaltsvorstellung ein wenig herunterzuhandeln. Die bessere Verhandlungsposition liegt in dem Fall bei dir. Das Gehalt jedoch andersherum nach oben zu handeln, ist für gewöhnlich schwieriger. Deshalb lässt sich grob verallgemeinern: Lieber etwas zu viel fordern als zu wenig.
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