2023 | Lesezeit: 10 Minuten

Ehrenamt im Lebenslauf – in jedem Fall ein Pluspunkt?

Eine ehrenamtliche Tätigkeit ist nicht nur aus gesellschaftlicher Sicht ein Pluspunkt – auch bei einer Bewerbung kann sie dir Vorteile verschaffen. Wir verraten dir, wie du sie gekonnt in deinem Lebenslauf erwähnst.

Ehrenamt

Sich für andere ehrenamtlich zu engagieren, kann nicht nur lohnenswert für deine persönliche Entwicklung sein. Auch bei Bewerbungen kann dir ein Ehrenamt von Nutzen sein – wenn du weißt, wie du es am besten darstellst. Welche Aspekte du bei der Nennung deines Ehrenamts im Lebenslauf beachten solltest und wann es besser sein kann, ein Ehrenamt nicht zu nennen, erfährst du hier.

Was spiegelt ein Ehrenamt wider?

Die freiwillige und unentgeltliche Tätigkeit für andere Menschen, Tiere oder die Umwelt ist bei den meisten Menschen hoch angesehen. Während manch einer die oft knappe Freizeit dazu nutzt, auf der Couch zu hängen und Fußball zu gucken, ist ein anderer freiwillig Platzwart im Fußballverein. Statt nach der Arbeit ins Kino zu gehen, gehen anderen mit den Hunden aus dem örtlichen Tierheim spazieren.

Soziales Engagement hat viele Facetten. Sie alle wirken oft nicht nur bereichernd für jene, die von diesen ehrenamtlichen Tätigkeiten profitieren – auch der ehrenamtlich Tätige bekommt etwas zurück. Er hat das Gefühl, einen Unterschied zu machen. Das empfinden viele Menschen als so bereichernd, dass sie gern ihre Zeit damit verbringen, anderen zu helfen.

Wer sich sozial engagiert, zeigt Verantwortungsbewusstsein

Ein Ehrenamt hat jedoch noch weitere Vorteile. Es kann auch bei einer Bewerbung nützlich sein. Wer sich sozial engagiert, sollte das meistens auch in seiner Bewerbung deutlich machen. Denn ein Ehrenamt ist nicht nur eine außerberufliche Tätigkeit, sondern auch ein Spiegel für charakterliche Qualitäten und damit ein Beleg für Soft Skills.

Wer ein Ehrenamt innehat, zeigt damit ein hohes Maß an Engagement. Er übernimmt außerdem Verantwortung und zeigt, dass er Mitgefühl für andere hat. Auch organisatorische Fähigkeiten sind in einem Ehrenamt häufig gefragt. Ebenso ist es in vielen Ehrenämtern nötig, eng mit anderen zusammenzuarbeiten oder mit ihnen Zeit zu verbringen. Das ist ein Beweis für die eigene Kommunikations- und Teamfähigkeit.

Viele positive Charaktereigenschaften, die sich Arbeitgeber typischerweise von ihren Mitarbeitern wünschen, werden durch ein Ehrenamt reflektiert. Genau das ist der Grund, warum ein Ehrenamt im Lebenslauf genannt werden sollte – wenn nicht bestimmte Umstände dagegensprechen.

Ist es sinnvoll, ehrenamtliche Tätigkeiten im Lebenslauf zu erwähnen?

Aus einem Ehrenamt lassen sich nicht nur Charakteristika des Bewerbers ableiten. Es rundet auch den persönlichen Eindruck insgesamt ab. Viele Arbeitgeber interessiert nicht nur, was ein Kandidat fachlich vorweisen kann. Auch auf persönlicher Ebene muss es passen, damit das tägliche Miteinander funktioniert. Wenn du ehrenamtlich tätig bist, spricht vieles dafür, diese Erfahrung auch in deinem Lebenslauf zu erwähnen. Allerdings solltest du eine durchdachte Auswahl treffen, damit die genannten Erfahrungen auch tatsächlich positiv wahrgenommen werden.

Mehrere Ehrenämter zu nennen, wirkt leicht unglaubwürdig oder kann suggerieren, dass dir deine Freizeit wichtiger ist als die Arbeit. Infrage kommen vor allem Tätigkeiten, die du besonders ernsthaft und im besten Fall schon etwas länger betreibst. So drückst du aus, dass dir dieses Engagement wirklich wichtig ist.

Bei der Auswahl solltest du auch überlegen, welches Ehrenamt einem möglichen Arbeitgeber am ehesten positiv auffallen könnte. Möglicherweise gehst du einer Tätigkeit nach, bei der ersichtlich ist, dass du damit unmittelbar Vorteile bei einem angestrebten Job hast. Dann solltest du dich auf diese Aspekte konzentrieren – und dem Unternehmen möglichst plausibel machen, warum dich dieses Ehrenamt für eine Mitarbeit qualifiziert.

Wann du mit der Nennung eines Ehrenamts vorsichtig sein solltest

Dennoch ist die Nennung eines Ehrenamts im Lebenslauf nicht in jedem Fall sinnvoll. Das trifft besonders dann zu, wenn die genannte Tätigkeit nur mit sehr viel Vorstellungskraft überhaupt als „Ehrenamt“ bezeichnet werden kann. Vielleicht hast du nur einmalig etwas Zeit investiert und es handelt sich nicht um eine regelmäßige Tätigkeit.

Dann wirkt es schnell weit hergeholt, diese Erfahrung im Lebenslauf zu nennen und sie als Vorteil zu verkaufen. Es ist auch nicht sinnvoll, ein sehr lange zurückliegendes soziales Engagement aufzuführen. Auch in diesem Fall macht das leicht den Eindruck, dass du auf Teufel komm raus ein Ehrenamt angeben wolltest – selbst, wenn es in deinem Leben schon lange keine Bedeutung mehr hat.

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Vorsicht bei diesen Ehrenämtern im Lebenslauf

Es gibt außerdem Ehrenämter, die dem Arbeitgeber missfallen könnten.

  • Das gilt besonders für Menschen, die in der Gewerkschaft aktiv sind. Dabei handelt es sich zwar ohne Frage um eine ehrenwerte und wichtige Tätigkeit. Aus Sicht von Arbeitgebern gelten Mitarbeiter, die sich in der Gewerkschaft engagieren, jedoch häufig als unliebsam und unbequem. Das heißt nicht, dass du dich nicht weiter gewerkschaftlich einbringen solltest – aber es ist wohl keine gute Idee, dem Arbeitgeber schon vorher unter die Nase zu reiben, dass du womöglich ein Mitarbeiter sein wirst, der (aus Arbeitgebersicht) für Probleme sorgen kann.

  • Besonders vorsichtig solltest du sein, wenn du dich in politischen Parteien engagierst. Mit einem solchen Ehrenamt überzeugst du nur, wenn du weißt, wie der Arbeitgeber diesbezüglich eingestellt ist. Bei einer CDU-nahen Stiftung wirst du etwa mit einer CDU-Mitgliedschaft punkten können. Bewirbst du dich jedoch bei einer Einrichtung, die der SPD nahesteht, kann das schnell das Aus für deine Bewerbung bedeuten. Selbst persönliche Präferenzen des Personalers spielen im Zweifel eine Rolle. In der Regel solltest du solche Tätigkeiten deshalb weglassen, solange du nicht sicher weißt, dass sie dir für diese Bewerbung nützlich sein können.

So sollten ehrenamtliche Tätigkeiten im Lebenslauf genannt werden

Wenn du dich entschieden hast, ein bestimmtes Ehrenamt im Lebenslauf zu nennen, stellt sich noch die ganz praktische Frage, wie du das tun kannst. Dazu hast du mehrere Möglichkeiten. Ein soziales Engagement passt beispielsweise gut in die Rubrik „Hobbys und private Interessen“, denn gewissermaßen handelt es sich ja um ein Hobby. Du kannst alternativ jedoch auch einen eigenen Abschnitt hinzufügen, wo es nur um das Ehrenamt geht. Diesen kannst du einfach „Ehrenamt“ oder „Ehrenamtliche Tätigkeit“ nennen. Auch „Soziales Engagement“ eignet sich als Bezeichnung.

In der gewählten Rubrik gehst du so auf dein Ehrenamt ein wie auf andere Tätigkeiten in deinem Lebenslauf auch. Das heißt: Du führst die Erfahrung stichpunktartig auf. Links nennst du den Zeitraum, in dem du das Ehrenamt ausgeführt hast – also etwa „02/2016 bis heute“. Rechts beschreibst du die Tätigkeit und gibst Informationen über die Institution an, in deren Rahmen du das Ehrenamt ausübst. Zudem lohnt es sich, das Ehrenamt in einigen wenigen Stichworten zu beschreiben. Konzentriere dich dabei besonders auf die Aspekte, die entweder mit deinem Beruf zu tun haben oder die aus anderen Gründen für einen bestimmten Arbeitgeber besonders interessant sein könnten.

Stelle dich auf Rückfragen zu deinem sozialen Engagement ein

Du solltest darauf vorbereitet sein, dass dein soziales Engagement in einem Vorstellungsgespräch zur Sprache kommt. Schon deshalb ist es keine gute Idee, in Sachen Ehrenamt im Lebenslauf ein falsches Bild zu zeichnen. Spätestens im Bewerbungsgespräch fällt das meist auf. Wenn du als jemand dastehst, der es mit der Wahrheit nicht so genau nimmt, hast du deine Chancen auf den Job mit der Nennung deines angeblichen Ehrenamts garantiert minimiert.

Du solltest in der Lage sein, deinen Gesprächspartnern im Vorstellungsgespräch im Detail zu erzählen, was genau du ehrenamtlich machst. Bedenke bei der Vorbereitung auf das Gespräch, dass ein Ehrenamt aus bestimmten Gründen auch kritisch gesehen werden kann. Wenn du mehrere ehrenamtliche Tätigkeiten im Lebenslauf angegeben hast, kommt bei möglichen Arbeitgebern schnell die Frage auf, ob du bei all dieser außerberuflichen Aktivität deinen eigentlichen Job überhaupt ernst nimmst. Vermeide unbedingt den Eindruck, dass dein berufliches Engagement unter deinem privaten Engagement leiden könnte.

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