Kurven, Umwege, Lücken – nicht jede Karriere verläuft schnurstracks in eine Richtung. Je häufiger wir unseren Job wechseln, desto mehr Lücken häufen sich mitunter im Lebenslauf an. Schließlich verläuft nicht immer alles wie geplant. Kommt es zu Verzögerungen, wachsen auch die Zeiträume zwischen den Jobs an – und der Bewerber gerät in Erklärungsnot. Aber ab wann sprechen Personaler eigentlich von einer Lücke?
Bei einer Lücke handelt es sich um einen Abschnitt im Lebenslauf, in dem der Bewerber keine Anstellungsverhältnisse nachweisen kann. Der Begriff bezeichnet also die Abstände, die zwischen zwei Jobs liegen. Eine handfeste Lücke liegt im Grunde aber erst bei Zeitabständen von mindestens zwei Monaten vor. Ab dann werden Personaler in der Regel skeptisch, ob der Kandidat für die Stelle geeignet ist. Die Vermutung: Der Bewerber hatte offenbar Schwierigkeiten, eine neue Stelle zu finden – vielleicht sogar aus gutem Grund.
Einer Studie der Stellenvermittlung Robert Half zufolge haben 71 Prozent der Personalabteilungen bereits Kandidaten mit lückenhaften Lebensläufen aussortiert. Daher ist es wichtig, geschickt mit Phasen der Neuorientierung umzugehen. Oder sie am besten gar nicht erst entstehen zu lassen – als lückenloser Lebenslauf.
Dennoch werten Personaler nicht gleich jede Lücke als K.o.-Kriterium, denn oft entstehen sie aus völlig unterschiedlichen Gründen. Bei der Bewertung spielen verschiedene Faktoren eine Rolle – vor allem aber der Kontext der Lücke.
Unterschreitet sie die Dauer von zwei Monaten, erwartet sicher kein Personaler eine Rechtfertigung. Als legitimer Grund für eine größere Lücke gilt hingegen der Berufseinstieg. Da diese Phase generell etwas länger dauert, akzeptieren Unternehmen hier auch größere Lücken. Da Einsteiger über weniger Erfahrung verfügen, haben sie es im Bewerbungsverfahren oft deutlich schwerer. Das ist dem Arbeitgeber natürlich klar. Hier gelten Verzögerungen von bis zu einem halben Jahr als akzeptabel – vorausgesetzt natürlich, dass diese Phase auf den direkten Zeitraum nach der Ausbildung fällt. Bei allen weiteren Lücken gibt es natürlich noch immer Erklärungsbedarf.
Lücken im Lebenslauf haftet vor allem ein schlechter Ruf an, weil es sich bei ihnen überwiegend um längere Phasen der Arbeitslosigkeit handelt. Ohne anderweitige Erklärungen steht dieser Verdacht zumindest im Raum.
Daher ist es wichtig, Lücken entweder aufzuklären oder bereits vorher mit sinnvollen Tätigkeiten zu füllen. Hier kommen zum Beispiel Fortbildungen oder soziales Engagement infrage. Im Grunde eignet sich jeder Beleg dafür, dass du die Zeit nicht auf der Couch verbracht hast. Eine gewisse Eigeninitiative erkennt der Personaler dagegen eventuell nicht nur als Entschuldigung, sondern sogar als waschechten Einstellungsgrund an.
Natürlich bedeutet das nicht, dass du Lücken beliebig mit erfundenen Lebensabschnitten füllen kannst. Spätestens im Bewerbungsgespräch fliegen solche Schwindeleien nämlich in der Regel auf und ziehen das sofortige Ausscheiden nach sich. Und damit nicht genug: Ergatterst du den Job trotz einer Falschangabe, droht im Falle des Bekanntwerdens auch nachträglich eine fristlose Kündigung. Dann war alles umsonst.
Viele Bewerber versuchen stattdessen, Lücken durch fantasievolle Umschreibungen zu kaschieren. So wird ein längerer Erholungsurlaub zum Beispiel kurzerhand zur Sprachfortbildung im Ausland umetikettiert. Wobei es sich hier in Wirklichkeit handelt, wissen die meisten Personaler natürlich sofort, immerhin ist das ihr Job.
Lücken im Lebenslauf zu verstecken, stellt ebenfalls eine beliebte Taktik dar – zum Beispiel durch das Weglassen von Monatsangaben. Lebensabschnitte werden dann lediglich anhand von Jahreszahlen geordnet, wodurch die meisten Lücken in der Auflistung verschwinden. Andere erzielen den gleichen Effekt durch ein sogenanntes Erfahrungsprofil: Statt den Beginn und das Ende von Arbeitsverhältnissen abzubilden, beschränkt sich das Format lediglich auf die jeweiligen Zeiträume. Das kann zum Beispiel so aussehen:
Personaler kennen beide Methoden jedoch zur Genüge. Daher fallen ihre Erfolgschancen auch entsprechend gering aus. Spätestens beim Bewerbungsgespräch musst du dann mit der Frage rechnen, was du in diesem Zeitraum getrieben hast. Falls es überhaupt noch dazu kommt. Eventuell wertet dein potenzieller Arbeitgeber diese Tricks auch als Täuschungsversuch – und sortiert deine Bewerbung ohne weitere Umschweife aus.
In der Regel gibt es keinen Grund, auf Ausreden und Lügen auszuweichen. Im Prinzip wünschen sich Personaler nur eine Sache: eine plausible Erklärung für eventuelle Lücken. Den Berufseinstieg erkennen sie dabei von selbst als Begründung an. Ihn musst du daher nicht extra anführen, solange er die Frist von sechs Monaten nicht überschreitet. Alle anderen Lücken sollten aber vor allem Antworten liefern – und keine Fragen aufwerfen.
Hast du zum Beispiel das Studium gewechselt und auf einen Studienplatz gewartet, handelt es sich dabei um eine akzeptable Erklärung. Personaler kennen solche Orientierungsphasen und üben in der Regel Nachsicht – vor allem, wenn du das Folgestudium erfolgreich beendet hast. Wichtig ist nur, dass du diesen Zeitraum anführst und begründest:
9/2014 bis 4/2015 – Akademische Neuorientierung, Wechsel des Studiengangs
Dieses Verständnis hat natürlich auch Grenzen. Eine Vielzahl von Studienabbrüchen lässt sich beispielsweise weniger leicht erklären und kann als Hinweis auf mangelnde Disziplin interpretiert werden.
Als legitimer Grund gilt außerdem eine längere Krankheitsphase oder die Pflege eines Familienmitgliedes. Dabei musst du keinesfalls explizit anführen, um welche Krankheit es sich gehandelt hat. Das ist natürlich Privatsache.
Arbeitslosigkeit gilt tendenziell als Minuspunkt. Kürzere Zeiträume ohne Anstellung bedeuten für den Bewerber allerdings noch nicht das sofortige Aus im Bewerbungsverfahren. Hat dieser zum Beispiel 20 Jahre ununterbrochen gearbeitet, fallen vier oder fünf Monate Arbeitslosigkeit weniger stark ins Gewicht – vor allem, wenn es sich dabei um die einzige Lücke im Lebenslauf handelt.
Hierbei kann zum Beispiel der Entlassungsgrund eine Rolle spielen. Ist die Ursache für die Kündigung zum Beispiel der Konkurs des Arbeitgebers, trifft den Bewerber die Entlassung oftmals unvermittelt. So fällt die Stellensuche oft schwerer – vor allem nach langen Beschäftigungsverhältnissen oder im gehobenen Alter. Solche Fälle können Personaler durchaus davon überzeugen, über eine Lücke hinwegzusehen.
Bei längeren Phasen fällt es jedoch oft schwerer, eine zufriedenstellende Erklärung zu finden. Meistens trifft hier die naheliegende Annahme des Personalers zu: Der Bewerber hatte Schwierigkeiten, eine neue Stelle zu finden. Für das Unternehmen steht somit die Frage im Raum, ob es dem Kandidaten an den nötigen Fähigkeiten mangelt. Dieser Verdacht lässt sich natürlich nur schwer zerstreuen. Es gibt aber durchaus Mittel und Wege, das Beste aus dieser Situation zu machen.
Der erste Eindruck zählt – auch im Lebenslauf. Daher solltest du dich für einen Aufbau entscheiden, der eine Lücke möglichst an den Schluss des Lebenslaufs setzt. Hier gibt es im Grunde zwei Optionen: den chronologischen oder den antichronologischen, amerikanischen Lebenslauf. Befindest du dich zurzeit nicht in einem Anstellungsverhältnis, empfiehlt sich der chronologische Aufbau. Dann fängst du mit dem Ereignis an, das zeitlich am weitesten zurückliegt.
Meistens reicht die Wahrheit völlig aus, um eine Lücke ins richtige Licht zu rücken. Das sollte allerdings nie auf Kosten anderer geschehen – auch wenn du dabei im Recht bist. Schuldzuweisungen oder Ausreden kommen nie gut an. Dein ehemaliger Chef hat dich zu Unrecht entlassen? Das solltest du für dich behalten. Dein potenzieller Arbeitgeber sieht dabei vor allem, dass du über jemanden in seiner Position herziehst.
Bei einer anderen Strategie handelt es sich um ein vermeintlich unwichtiges Detail: das Wort „arbeitslos“. Diesen Begriff solltest du grundsätzlich vermeiden. Stattdessen bietet sich die Bezeichnung „arbeitssuchend“ an. Sie beschreibt den Bewerber als aktiv und bemüht und umgeht negative Assoziationen. Im besten Fall stützen Weiterbildungen, Umschulungen oder Praktika diesen Eindruck.
Bei einem einschneidenden Berufswechsel oder einem Quereinstieg bietet sich sogar die folgende Formulierung an:
Berufliche Neuorientierung mit dem Ziel der Positionierung im Bereich xy
Dieses Engagement belegst du am besten mit Praktika, Weiterbildungen und entsprechenden Zertifikaten – oder einem Studium, das einen Bezug zur angestrebten Stelle nahelegt.
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